mobil Kunststoffprofile entwickelt seit vielen Jahren massgeschneiderte Lösungen für unterschiedlichste Branchen. Im Zentrum steht dabei stets die Frage, welches Material die funktionalen Anforderungen am besten erfüllt. Im Interview spricht Vertriebsleiter Erich Schnyder über die Bedeutung von Materialwissen, Herausforderungen in der Verarbeitung und die Zukunft innovativer Compounds.
Herr Schnyder, wie wichtig ist Materialwissen für die Entwicklung und Produktion von Kunststoffprofilen?
Fundiertes Materialwissen ist ein zentraler Erfolgsfaktor. Nur wenn wir die Eigenschaften von Kunststoffen – etwa mechanische Belastbarkeit, chemische Beständigkeit, Temperaturverhalten und Alterungsprozesse – wirklich verstehen, können wir Profile entwickeln, die den Anforderungen unserer Kunden langfristig gerecht werden. Schon in der Entwicklungsphase entscheidet die Auswahl und Kombination geeigneter Compounds über Funktionalität, Lebensdauer und Wirtschaftlichkeit. In der Produktion ermöglicht uns Materialkompetenz eine sichere Verarbeitung, minimiert Ausschuss und garantiert gleichbleibende Qualität. Deshalb ist Materialwissen nicht nur technisches Grundwissen, sondern eine tragende Säule für die Erfüllung regulatorischer Vorgaben und die Zufriedenheit unserer Kunden.

Welche Rolle spielen Materialien wie Elastomere, thermoplastische Elastomere (TPE) und thermoplastisches Polyurethan (TPU) in Ihren Anwendungen?
Diese Werkstoffe sind für uns enorm wichtig. Elastomere zeichnen sich durch ihre hohe Elastizität und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Witterungseinflüssen und Chemikalien aus – ideal für Dichtungen und flexible Anwendungen. TPE vereinen die Vorteile von Elastomeren und Thermoplasten: Sie sind verschweissbar, recycelbar und eignen sich perfekt für Mehrkomponenten-Anwendungen. TPU wiederum überzeugt durch hervorragende Verschleissfestigkeit, Flexibilität bei niedrigen Temperaturen und Beständigkeit gegen Öle und Fette. Damit lassen sich anspruchsvolle technische Anwendungen wie Schläuche oder Dämpfungselemente zuverlässig realisieren.
Auf welche Materialeigenschaften kommt es bei Kunststoffprofilen besonders an?
Bei der Auswahl von Kunststoffprofilen ist darauf zu achten, dass die mechanischen, thermischen, chemischen und witterungsbedingten Eigenschaften sowie die einschlägigen Normen und Zulassungen – z. B. lebensmittelechte oder trinkwasserzertifizierte Materialien – den jeweiligen Einsatzbedingungen entsprechen. Hinzu kommt die Verarbeitbarkeit, die sicherstellt, dass die Profile präzise und prozesssicher extrudiert werden können. Und natürlich das Langzeitverhalten: Alterungsbeständigkeit, Witterungsresistenz und Dauerfestigkeit spielen eine zentrale Rolle, um die Lebensdauer der Produkte zu sichern. Je nach Anwendung können zusätzliche Faktoren wie Brandschutz oder elektrische Isolation hinzukommen.
Wie wählen Sie das passende Material für ein Profil aus?
Wir starten mit einer detaillierten Analyse der Kundenanforderungen. Zunächst muss klar sein, welche Funktion das Profil übernehmen soll – etwa Abdichtung, Führung, Schutz oder Isolation – und unter welchen Bedingungen es eingesetzt wird. Dann bewerten wir mechanische Eigenschaften wie Festigkeit und Elastizität, thermische Anforderungen wie Temperaturwechselbeständigkeit und Alterungsprozesse sowie chemische Beständigkeit. Gleichzeitig prüfen wir Aspekte wie Masshaltigkeit, Oberflächenqualität und Verarbeitbarkeit in der Extrusion. Dabei arbeiten wir eng mit unseren Kunden zusammen und greifen auf unsere Materialdatenbanken, Erfahrungswerte und auch das Know-how unserer Lieferanten zurück. Bei komplexeren Projekten führen wir zusätzlich Bemusterungen und Vorversuche durch.
Welche Herausforderungen gibt es bei der Verarbeitung verschiedener Materialien?
Die grösste Herausforderung ist, dass jedes Material unterschiedliche Schmelztemperaturen, Viskositäten und Fliessverhalten mit sich bringt. Das erfordert eine exakte Prozessführung und eine präzise Einstellung der Extrusionsparameter. Wir begegnen dem mit materialgerechten Temperaturprofilen, umfassenden Tests im Vorfeld und einer engen Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten. Hinzu kommen seriennahe Qualitätsprüfungen, bei denen wir Masse, Oberflächenqualität und Funktion der Profile überwachen. Unsere langjährige Erfahrung aus realisierten Projekten fliesst dabei in jede neue Anwendung ein und hilft, mögliche Schwierigkeiten frühzeitig zu meistern.

Wie stellen Sie sicher, dass die spezifischen Eigenschaften der Profile langfristig erhalten bleiben?
Die Basis ist die sorgfältige Auswahl und Entwicklung der Materialien. Bereits in der Angebotsphase stimmen wir uns eng mit Lieferanten ab, um die geforderten Eigenschaften sicherzustellen. Zudem prüfen wir auf Wunsch und Erfordernis die Profile mit mechanischen Tests wie Zug- oder Schlagprüfungen, simulieren chemische Einflüsse und unterziehen die Produkte Alterungs- und Temperaturwechseltests. Während der Serienproduktion kontrollieren wir kontinuierlich die Masse und Funktionen. Und weil wir alle Chargen und Produktionsparameter dokumentieren, bleibt jeder Schritt transparent und rückverfolgbar.
Können Sie ein konkretes Projekt nennen, bei dem das Materialwissen entscheidend war?
Ein gutes Beispiel ist die Entwicklung einer neuen Dichtungs- und Montagelösung für Türsysteme im öffentlichen Verkehr. Der Kunde arbeitete zuvor mit einer Kombination aus Aluminium- und einem aufgezogenen EPDM-Profil, was zeitaufwendig und komplex war. Wir haben eine Mehrkomponenten-Extrusion entwickelt, die beide Funktionen in einem Profil vereint. So konnten wir nicht nur die Montagezeit verkürzen und interne Bearbeitungsschritte beim Kunden eliminieren, sondern auch die technische Zuverlässigkeit im Temperaturbereich von -40 bis +80 Grad sicherstellen. Das Projekt zeigt, wie Materialkompetenz und innovative Fertigungstechniken echte Mehrwerte schaffen – und welche finanziellen Ersparnisse durch solche Lösungen möglich sind.
Welche neuen Materialien haben Sie zuletzt integriert?
In den letzten Jahren haben wir verschiedene innovative Compounds eingesetzt. Dazu gehören TPE-Mischungen mit verbesserter Rückstellkraft, diverse schlagzähe PVC-Typen, Spezial-Compounds mit höherer Verschleissfestigkeit für Reinraumanwendung sowie glasfaserverstärkte Polyamide für höhere Steifigkeit, Festigkeit und Elastizitätsmodul wie auch bessere Formstabilität. Additive mit speziellen Eigenschaften wie Flammhemmung, antibakterieller Wirkung oder optimierter Gleitfähigkeit kommen ebenfalls zum Einsatz. Mit all diesen Innovationen haben wir die Funktionssicherheit und Vielfalt unserer Profile deutlich erweitert.
Welchen Einfluss hat die Materialwahl auf Nachhaltigkeit?
Einen sehr grossen. Die Rohstoffherkunft spielt eine wichtige Rolle, biobasierte oder recycelte Polymere können beispielsweise die CO₂-Bilanz verbessern. Ebenso entscheidend ist die Langlebigkeit: Je widerstandsfähiger ein Material ist, desto länger bleibt ein Profil im Einsatz, der Ersatzbedarf wird also reduziert. Recyclingfähigkeit ist ein weiterer Faktor – sortenreine Thermoplaste sind hier klar im Vorteil. Natürlich gibt es auch Grenzen: Recyclingmaterialien können Schwankungen aufweisen, und Biopolymere sind empfindlicher in der Verarbeitung. Trotzdem arbeiten wir konsequent daran, durch Materialoptimierungen, Prozessanpassungen und die enge Zusammenarbeit mit Lieferanten funktionale, wirtschaftliche und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Wohin entwickelt sich mobil Kunststoffprofile im Hinblick auf Material und Prozesse?
Wir sehen grosses Potenzial in neuen Compounds, die verbesserte Eigenschaften mitbringen, etwa bezüglich Temperaturbeständigkeit, Festigkeit, Abriebfestigkeit oder UV-Beständigkeit. Gleichzeitig optimieren wir unsere Extrusionsprozesse mit verschiedenen Massnahmen, um gleichbleibende Toleranzen zu garantieren. Entscheidend bleibt für uns aber immer die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden: Jedes Profil wird exakt auf die geforderte Funktion zugeschnitten und praxisnah geprüft. So stellen wir sicher, dass Profile im Einsatz zuverlässig funktionieren und die Erwartungen unserer Kunden langfristig erfüllt werden.